In den Zeiten von Corona haben Videokonferenztools einen enormen Nachfrageschub erhalten. Neben den kommerziellen (meist von US-Anbietern) gibt es jedoch auch einige freie, selbst gehostete Lösungen, die Themen wie US-CLOUD-ACT und Datenschutz nebensächlich machen. Jitsi meet hat sich hier als populäres System etabliert und in dieser Anleitung soll es darum gehen, die groben Schritte einer Installation sowie notwendige Optimierungen zu skizzieren.

Jitsi Meet hat zahlreiche offene Server, an denen man vor der eigenen Installation die Funktionalität auch testen kann: https://jitsi.github.io/handbook/docs/community-instances

Jitsi Meet hat im Laufe des Jahres 2020 zahlreiche Updates und weitere Funktionen erhalten, die anfangs eher zu kurz für unbedarfte Admins gehaltenen Anleitungen wurden ergänzt und überarbeitet und zahlreiche „ältere“ Anleitungen im Netz sind schon wieder veraltet. Um hier nicht eine weitere veraltete Anleitung ins Netz zu stellen, verlinke ich hier nur die Originalanleitungen im Netz:

Achtung! Die folgende Anleitung installiert nginx, ich nutze z.B. Apache – funktioniert ebenso. Je nachdem, was bereits auf dem Server installiert ist, kann die Sektion in der Anleitung übersprungen werden. In der Installationsroutine wird dann die Domain für Jitsi festgelegt, die vhost-Datei wird dabei automatisch festgelegt. Man kann zunächst vom System selbst signierte SSL-Zertifikate nutzen, die danach mit dem ebenfalls mitgelieferten Skript zur Installation von Lets-Encrypt Zertifikaten ersetzt werden.

Installation direkt auf dem Server aus Repositories für Debian/Ubuntu: https://jitsi.github.io/handbook/docs/devops-guide/devops-guide-quickstart

Achtung! Der Jitsi-Server ist nun völlig offen und jeder, der die URL kennt, kann hier Meeting starten und verwalten. Um Jitsi abzusichern, dass nur registierte Nutzer Konferenzen erstellen und verwalten können, muss folgende Anleitung zur Absicherung befolgt werden: https://jitsi.github.io/handbook/docs/devops-guide/secure-domain

Und fertig ist die Jisti Meet Installation!

Die offiziellen Anleitungen bieten einige weitere Hinweise wie z.B. die Integration eines SIP-Gateways, mit dem dann die Teilnahme per Telefon möglich ist.

 

In der Datei

/etc/jitsi/meet/domain.tld-config.js

sind zahlreiche Einstellungmsöglichkeiten, was die eigene Installation angeht.

Erhöhung der Framerate für geteilten Bildschirm für flüssigere Darstellung:

desktopSharingFrameRate: { 
        min: 15, 
        max: 25 
    },

Videoqualität für die Konferenz:

     constraints: { 
        video: { 
            height: { 
                ideal: 720, 
                max: 720, 
                min: 360 
            } 
        } 
    },

Im Herbst 2020 wurde von Jitsi die Schwelle für höhere Qualitätsstufen enorm hoch gesetzt, was zu niedrig(er) aufgelöster Videoqualität führt. Soweit ich weiß, bewertet Jitsi die Verbindungsqualität und entscheidet dann, welche Streamqualität gesendet wird. Damit der Server nicht zu viel Rechenleistung hat, sendet jeder Nutzer parallel verschiedenen Videoauflösungen zum Server und dieser muss dann nur entscheiden, wer welchen Stream bekommt und muss nicht selbst die Rechenleistung für Skalierung aufwenden. Von der Idee der Ressourcenschonung auf dem Server bestimmt sinnvoll, leider ist bei vielen Nutzern jedoch gerade der Upstream in der Internetleitung der schwächste Punkt. Wenn zudem Jitsi nur noch bei enorm schnellen Leitungen hohe Qualitäten zulässt, bleibt das System unter der Qualität, die man jedoch haben könnte. Dies lässt sich durch die Abschaltung von „Simulcast“ (senden von mehreren Videostreams gleichzeitig) umgehen:

    disableSimulcast: true,

In älteren Installationen ist der Effekt jedoch noch nicht aufgetreten.